Geschichtliches
Es war zu der Zeit, als Zittau, die bedeutende Handelsstadt, noch den Beinamen „Die Reiche“ trug. Nach dem Abbruch
eines Renaissancebaus aus dem Jahre 1532, teilweise unter Einbeziehung vorhandener Gründungen, wird in den vierziger
Jahren des 18. Jahrhunderts das dominante Gebäude im Stile des Barock gebaut und 1749 fertiggestellt. Es besteht aus dem
Erdgeschoss und zwei weiteren Geschossen. Der aus zwei Etagen bestehende geräumige Oberboden dürfte als Speicher
gedient haben.
Wie durch ein Wunder überstand das Haus die Beschießung der Stadt Zittau durch die österreichischen Truppen im
Siebenjährigen Krieg, welche die Stadt Zittau zu etwa drei Viertel in Schutt und Asche legte. Dieser 23. Juli 1757 war der
schwärzeste Tag in der Geschichte der Stadt. Trug sie vorher den Beinamen „Die Reiche“, war sie nunmehr auf die
Solidarität anderer angewiesen. Der „Sächsische Hof“ gehörte zu den wenigen nahezu unversehrten Häusern.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Haus vielfach umgebaut. Das Erdgeschoss beherbergte unterschiedliche
Geschäfte. Deren Eingänge und Schaufenster wurden, offensichtlich auf Wunsch der Betreiber, mehrfach verändert. Das
ursprüngliche Gebäude überdeckte eine weitaus größere Fläche als man erahnen kann. Die jetzige Freifläche hinter dem L-
förmigen Bauwerk war ebenfalls vollständig überbaut. Im Erdgeschoss befand sich ein Pferdestall, in Remisen konnten die
Kutschen der Hotelgäste abgestellt werden. Die auch heut noch vorhandene Durchfahrt ermöglichte dies.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurde das Hotel „Sächsischer Hof“ in verschiedenen Reiseführern
unter die führenden Hotels der Stadt eingestuft.
Im Laufe der Jahre hatte es viele Eigentümer.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das untere der beiden Dachgeschosse durch den Einbau von 10 Gauben teilweise zum
Wohngeschoss ausgebaut. Es entstand ein Mansardgeschoss. Der Zustand der Bausubstanz ließ jedoch aufgrund
unterlassener Reparaturen insgesamt zu wünschen übrig, das ist in den Bauakten mehrfach dokumentiert.
Nachdem die Stadt Zittau im Jahre 1919 Eigentümerin geworden war, führte sie zwar dringend notwendige Reparaturen aus,
wurde des gesamten Rückstaus aber zu keiner Zeit Herr. Besonders der als Ballsaal genutzte Kaisersaal wurde immer
wieder optisch geschönt, für eine Generalinstandsetzung dieses Gebäudeteiles fehlten jedoch die Mittel.
Eine besonders unrühmliche Rolle spielte das Haus in den ersten Jahren der Naziherrschaft. Es beherbergte im Jahre 1933
den SS-Sturm 46. Eine Gedenktafel an der Fassade erinnert daran.
Seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts war auf der einen Seite des Erdgeschosses eine gutgehende Gaststätte
eingerichtet, die „Neustadtküche“. Unter diesem Namen ist das Haus vielen älteren Zittauern bekannt. Die Gaststätte wurde
von der HO, der staatlichen Handelsorganisation der DDR, betrieben. Das besondere Flair der Gaststätte bestand zum
Beispiel in den Gewölbedecken oder dem urigen Ofen. Wenn die Gäste gewusst hätten, in welchem Zustand sich die
Gewölbedecken befanden… .
Auf der anderen Seite des Erdgeschosses befand sich ein Friseursalon der PGH „Figaro“. Im 1. Obergeschoss befand sich
viele Jahre der Kostümverleih Hopfstock, von dem sich in der Bauakte ebenfalls eine Korrespondenz findet.
Die Obergeschosse waren an Familien vermietet. Die letzten Mieter zogen um die Jahrtausendwende aus.
Teilabbruch / Suche nach einem Investor
Bereits in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts war festgestellt worden, dass der hintere Teil des Bauwerks nicht mehr
zu retten ist. Gleiches betraf die an das Haus längs der Frauenstraße angrenzenden Gebäude Frauenstraße 16 und 18. So
entschloss sich die Stadt Zittau im Jahre 1999 zu einem Abbruch dieser Bausubstanz. Auf dem Gelände der vormaligen
Häuser Frauenstraße 16 und 18 wurde eine Grünfläche angelegt. Der hintere Teil des Hauses Neustadt 34 wurde fast
vollständig abgebrochen, nur einige Mauern und zwei Sockel von Gewölbepfeilern blieben stehen. Die Maueröffnungen,
welche den vorderen Teil des Hauses mit dem hinteren verbanden, wurden notdürftig geschlossen.
An der Fassade war zwar weiterhin ein Schild des Zittauer Denkmal- und Kulturpfades angebracht, aber die Schönheit und
Einmaligkeit des Bauwerkes erschloss sich sicher niemandem. Die auf dem Schild beschriebenen Reliefs waren nicht
zugänglich, denn die schwere zweiflüglige Tür war stets verschlossen, das diese Tür umfassende Sandsteinportal wies
erhebliche Beschädigungen auf. In gleicher Weise präsentierte sich der Erker an der Ecke Neustadt / Frauenstraße.
Insgesamt ging von dem Bauwerk jedoch immer noch der Eindruck von Erhabenheit und Dominanz aus, wie die Bilder aus
dem Jahre 2013 und 2014 zeigen.
Seit Mitte der 90er Jahre suchte die Stadt nach einem Investor. Die mit dieser Aufgabe betrauten Mitarbeiter führten
zahlreiche Interessenten durch das Objekt. Die Stadt war auch damit einverstanden, dass sich die Firma Dr. Thomas
Immobilien GmbH bemühte, einen geeigneten Investor zu finden. Bei anderen städtischen Objekten war dies schließlich
auch schon gelungen. Aber immer dann, wenn die potentiellen Investoren die Risse in den Gewölbedecken des
Erdgeschosses, den Zustand der Wände und die verbliebenen Mauern im Hinterhof sahen, machten sie kehrt. Einige
schafften den Vorstoß in die Obergeschosse. Aber auch dort vergrößerte sich ihr Optimismus nicht. Riesige Korridore mit
nicht nutzbaren Steinplatten, Wasserschäden an den Wänden, gerissene Sandsteinstürze schwer beschädigter
denkmalgeschützter Türen, hinter denen sich ehemalige „schwarze Küchen“ verbargen. Außerdem nicht mehr erneuerbare
Fenster in beeindruckender Stückzahl. Über diesen Fenstern waren die Stürze gebrochen. Im Dachgeschoss sah es nicht
besser aus. Die Gauben wiesen erhebliche Beschädigungen auf. Es war unklar, inwieweit sie zu erhalten waren. Besonders
beeindruckend: die alten Toilettenanlagen.
Das war die Situation im Frühjahr 2013. Nach einer erneuten negativ verlaufenen Begehung mit einem Interessenten fasste
der Geschäftsführer der Dr. Thomas Immobilien GmbH, Herr Dr. Gert Thomas, den Entschluss, sich selbst noch etwas
intensiver mit dem Objekt zu beschäftigen. Die Anregung bestand bereits seit langem, da im Gespräch mit einem seiner
Mitarbeiter wiederholt dieses Gebäude als zukünftiger Sitz des Unternehmens diskutiert worden war.
Die Grobkonzeption war schnell gefunden: im Erdgeschoss das Gewerbe, aufgeteilt einerseits auf den Bereich Vermittlung,
Finanzierung, Versicherungen und anderseits auf den Bereich Hausverwaltung, Hausmeisterdienste und Verwaltung nach
WEG.
Das erste und zweite Obergeschoss würden je Platz für drei 3-Raum-Wohnungen bieten, großzügig gestaltet, die mittlere mit
Erker, die beiden anderen mit Balkon. Im Dachgeschoss mussten die bestehenden Wohnräume zu drei 2-Raum-Wohnungen
umgebaut werden.
Zunächst konnte davon ausgegangen werden, dass bedeutende Teile der Bausubstanz erhalten bleiben, dass
selbstverständlich die gesamte Haustechnik zu erneuern ist und dass beim Umbau die Belange des Denkmalschutzes zu
berücksichtigen sind. Dies betraf insbesondere die Neudeckung des Daches als auch die umfangreiche Instandsetzung der
Fassade.
Für die Umsetzung dieses Planes suchte Herr Dr. Thomas nunmehr die Verbündeten. Zunächst konnte er seine Familie
überzeugen, seine Ehefrau Heidemarie, seine Töchter Birgit Hamann-Wachtel, Steuerberaterin in Zittau, und Christine
Runge, Immobilienmaklerin im väterlichen Unternehmen.
Die nächsten Gespräche führten ihn mit der Referatsleiterin bei der Stadtverwaltung, Frau Heike Barmeyer, der
Geschäftsführerin der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft mbH, Frau Birgit Kaiser, sowie mit Herrn Dr. Ulrich Rosner
vom Landesamt für Denkmalpflege zusammen. Die Reaktionen waren durchweg zustimmend. Jetzt kam noch die schwerste
Hürde, eine Bank davon zu überzeugen, dass es sich um ein „finanzierungswürdiges“ Vorhaben handelt. In Frau Ulrike
Kirsch von der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien fanden die Eheleute Thomas eine kompetente und engagierte
Partnerin.